
Ein Beitrag von Julia Fischer.
Deutsches Internet: zu langsam, viel zu teuer, der Breitbandausbau verläuft schleppend, zu wenige Haushalte besitzen einen Anschluss ans Glasfasernetz. Im europäischen Vergleich zahlen die Verbraucher hier zu Lande das Zwei- bis Dreifache. Diese Vorwürfe hört man quasi in jedem Wahlkampf der letzten Jahre, aber so wirklich will das Projekt „Schnelles, günstiges Internet“ nicht voran gehen. Trotzdem haben sich mittlerweile die meisten Generationen vollkommen daran gewöhnt, zu jeder Zeit nicht nur über Mobilfunk, sondern auch durch das Internet erreichbar zu sein und damit arbeiten zu können. Gerade in Städten oder viel bevölkerten Regionen ist das ja auch seit Jahren kein Problem mehr.
So geht es aber nicht allen, selbst hier in Deutschland gibt es ganze Dörfer ohne vernünftige Anschlüsse oder Netz. Kaum vorstellbar, in einer Welt, die den Zugang zum schnellen Internet absolut erwartet. Schule, Studium und die meisten Berufe sind heutzutage nicht mehr ohne die Hilfe des Internets zu meistern und auch das Sozialleben wird zunehmend gestaltet durch die Verbindungen und Kommunikation via Internet. Selbst beim Reisen helfen einem internationale Flatrates oder spezielle Angebote für Touristen mittlerweile problemlos weiter, ein ständiger Anschluss ans „world wide web“ ist gar nicht mehr so kompliziert. Doch das sieht nicht überall so aus.

Nathali, Germanistikstudentin aus Kuba, besuchte uns im letzten Winter in Deutschland, um Verwandte in Berlin zu besuchen und unsere Hochschulkultur kennenzulernen. Bei ihr zuhause sieht die Versorgung mit günstigen Internetangeboten allerdings ganz anders aus. Sie erzählt uns von ihrem Leben in Havanna und wie ihre Freunde und sie im Internet surfen können oder eben auch nicht.
Zur Verdeutlichung:
In Kuba muss Nathali 7 CUC für 600 Megabytes Datenvolumen bezahlen. CUC ist die Währung, die in Kuba sozusagen als der konvertierte Dollar gilt (7CUC = 7$ = 6,21€).
Internetpreise in Kuba: 600 Megabytes kosten 6,21€
2 Gigabytes kosten 17,74€
Durchschnittliches Monatseinkommen: 13-22€
Vor ein paar Jahren fing es damit an, dass in großen staatlichen Hotels für Touristen ein Internetzugang über geschlossene WLAN-Spots möglich gemacht wurde. Bald darauf wurden diese Zugänge dann auch unter der Hand an Einheimische verkauft. Seit ca. 2016 öffnete die kommunistische Regierung dann auch offiziell an wenigen öffentlichen Plätzen für alle Kubaner den Zugang in ein öffentliches WLAN – allerdings gegen eine hohe Bezahlung. Man musste sich Zugangskarten von kubanischen Telekommunikationsunternehmen kaufen – meist bezahlte man für eine bestimmte Zeit. So konnte man zum Beispiel für 60 Minuten ins Internet gehen für umgerechnet ca. 3€. Dieser Preis erscheint sogar hier sehr teuer für die limitierte Zeit. In Kuba, wo das durchschnittliche Einkommen bei 13-22 Euro im Monat liegt, ist diese Summe für eine Stunde Internet kaum bezahlbar.
© für die Bilder: Fabian Macco, Nathali Hernández Seijo.